Responsibility Process nach Christopher Avery

Selbstorganisierte, autonome Teams leben von der Entscheidungsfähigkeit der einzelnen Individuen. Deshalb geht es in diesem Blog um Führung, Selbstführung, sowie den richtigen Umgang mit Problemen. 

The Responsibility Process Poster

Verantwortung ist keine vorhandene oder nicht vorhandene Charaktereigenschaft. Es ist ein Zustand, der eingenommen werden kann. Ist man sich dessen bewusst, kann der Umgang damit gelernt und gesteuert werden. 

Der Prozess im Gehirn

Um die Vorgänge zu verdeutlichen, nutze ich das Modell des Responsibility Prozesses von Christopher Avery. Es beschreibt auf anschauliche Art die natürliche Prozesskette, die im Gehirn durchlaufen wird, sollte man auf ein Problem stoßen. Die Größe und Art des Problems ist dabei unerheblich. Als Beispiele kann die vergessene Rechnung oder der verpasste Abgabetermin dienen. Die Prozesskette ist immer gleich und wird innerhalb von Millisekunden unterbewusst im Gehirn durchlaufen. Der anzustrebende Endzustand des Modells ist die Übernahme von Verantwortung für die Lösung des Problems. Bei Problemen, kann es allerdings dazu kommen, dass man in einem der vorherigen Zustände hängen bleibt, was unterschiedliche Konsequenzen hat. Im Folgenden wollen wir die einzelnen Stufen näher erläutern.

Leugnen

Der erste, noch Zustand, ist das Leugnen eines Problems. Ignoranz ist das Gegenteil von Bewusstsein bzw. Fokus. Es geht darum ein Problem wahrzunehmen und als solches auch anzunehmen.

Beschuldigen

Dies ist der erste bewusste Zustand. Es wird nach Schuldigen gesucht um seine eigene Unbeteiligtheit zu festigen. Nicht man selbst ist der Verursacher, sondern jemand anderes, es entsteht eine Opfermentalität. Dies ist eine emotionale Reaktion die in unserem Blog zum Rider and the Elephant beleuchtet wird. 

“Weigere dich, anderen die Schuld zu geben und ändere dich selber damit sich Dinge ändern!”

Rechtfertigen

Wir haben den emotionalen Elefanten überwunden und gehen nun intellektuell analytisch an das Problem heran. Dabei überreagieren wir allerdings und rechtfertigen uns. Wir erkennen Umstände, sowie Ursachen und machen diese zum Problem selbst. In der Konsequenz geben wir nicht mehr Menschen, sondern Umständen  die Schuld an dem Problem. Die Geschichten, die wird uns dabei erzählen, sind schön und wir loben dabei unbewusst unseren Intellekt. 

Weigere dich deine Geschichte zu glauben, denn auch hier gibts du die Macht etwas zu ändern ab.

Schämen

Im Zustand der Scham reflektieren wir das Problem auf uns. Das ist naheliegend. Denn, wenn niemand anderes Schuld haben kann und die Umstände nichts rechtfertigen, muss es doch an uns selber liegen. Dieser Schritt ist gut, da er auf die eigene Handlungsfähigkeit verweist. Leider kann das Gefühl von Scham so stark sein, dass es uns blockiert. Wir verharren in dem Zustand und finden uns nicht richtig.

Erkenne, dass du das Problem mit Selbstmitleid nicht lösen kannst und nehme die Hände aus dem Schoß.

Verpflichtung

Wir geloben Besserung und schauen nach Vorbildern und holen uns Rat ein. Wir verstehen und ändern unser Verhalten. Aber eben fremdbestimmt. Die resultierende Handlung ist zielgerichtet aber wenig kreativ und nicht hinterfragend. Sie erscheint uns folgerichtig, ruft aber keine Begeisterung hervor. Es entsteht eine emotionale Distanz zu dem Ergebnis und zu weiteren, auftretenden Problemen. Bist du lediglich an der Ausübung deiner Pflichten interessiert, suchst du nicht selbstständig nach Lösungen, sondern wartest auf weitere Anweisungen. Dieser Zustand kann für einen einzelnen attraktiv sein, denn er verhindert den Zustand des Schämens oder der Aufgabe. Für Selbstführung ist dieser Zustand jedoch ungeeignet, da er fälschlicherweise akzeptabel erscheint.

Um die Welt zu ruinieren, genügt es, wenn jeder seine Pflicht tut”

  • Winston Churchill

Verpflichtungen sind sehr kritisch, da von der Gesellschaft als Zustand akzeptierter. Wer aus dem Gefühl der Pflichterfüllung heraus handelt, hat das Gefühl für ein größeres Wohl einzutreten. 

Aufgeben

Aufgeben ist kein mentaler Zustand, sondern eine aktive Handlung. Das Gefühl von Scham und Verpflichtung kann so stark werden, dass man sie nicht mehr ertragen kann. Wir versuchen uns der Situation durch Flucht zu entziehen.

Verantwortung

Dies ist der angestrebte mentale Zielzustand. Hier haben wir die Freiheit, Probleme auf unsere Art und mit unseren Stärken zu lösen. Hier fühlen wir uns mächtig, einzigartig und wirkungsvoll. Nur in diesem Zustand liegen Entscheidung und Verantwortung so nah wie möglich beieinander. 

Der richtige Umgang mit Problemen

Auch wenn die Übernahme von Verantwortung der anzustrebende Zielzustand ist, so sind alle vorherigen Zustände der Prozesskette ebenfalls vorhanden. Es ist nichts falsches an uns, wenn wir in einem der Zustände hängen bleiben. Wenn wir es wollen, können wir lernen diese Zustände zu erkennen, um sie zu durchschreiten.

Dies sind die Schlüssel mit denen man den Zielzustand der Verantwortung erreichen kann:

  1. ABSICHT – Bei Problemen aus dem Zustand der Verantwortung reagieren.
  2. ACHTSAMKEIT – Beobachte die eigene Argumentation. An der eigenen Argumentation erkennst du, ob du dich aktuell in einem Zustand befindest, in dem du sein möchtest.
  3. SICH STELLEN – Sei dir selbst gegenüber ehrlich. Reflektiere den tatsächlichen Zustand und korrigiere ihn.

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Thomas

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