Kill your Darling

Diese Form von Verschwendung beschreibt das Festhalten an liebgewonnenen Ideen, Features, Routinen oder Meetings, obwohl ein Richtungswechsel für den Outcome zielführender wäre. 

Der Begriff “Kill your Darling” wurde 1916 von Sir Arthur Quiller-Couch in seinem Buch „On the Art of Writing“ kreiert, in dem er ausdrücklich darauf hinwies, liebgewonnene aber eigentlich überflüssige Passagen aus dem Manuskript zu entfernen. Als Brite beschrieb er diesen Grundsatz natürlich mit „Murder your darlings“. Der Begriff „Kill your Darlings“ wurde angeblich zuerst vom amerikanischen Autor Stephen King verwendet.

Obwohl der Begriff seinen Ursprung im kreativen Prozess des Schreibens hat, gilt er auch für andere Bereiche des kreativen Schaffens. So auch für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Ganz besonders in agilen Projekten, die time boxed arbeiten und auf Inhalt verzichtet werden muss. Doch warum halten wir so an unserem “Darling” fest? Wir haben ein Produkt oder Dienstleistung geschaffen und identifizieren uns damit. Wir glauben und verteidigen die Ideen, die dahinter stecken, gegenüber anderen.

Das ist eine gute Eigenschaft, führt in komplexen Projekten mit vielen schaffenden Individuen aber zu dem Problem der Überkomplexität.

Ein konkretes Beispiel für das Festhalten an einem Darling ist die Börse und das Invest in eine Aktie. Nach vielen Stunden der Analyse landet die Aktie im Depot. Durch den investierten Aufwand, entsteht eine emotionale Bindung. Diese führt dazu, dass auch bei fallenden Kursen und geänderten Bewertungen an diesem Liebling festgehalten wird. Vorteilhafter wäre ein frühzeitiges Hinterfragen sowie entschlossener Verkauf der Aktien, um Verluste zu begrenzen.

Dies sind unsere Tipps, um sich und andere regelmäßig zu hinterfragen, wie wir mit unseren Darlings umgehen sollten:

1.    Suche nach Redundanz

Schaut euch die vorhandenen, sowie geplanten Anforderungen oder Features regelmäßig an und diskutiert die Bewertung. Dies kann in Form eines Backlog refinements geschehen. Einer der häufigsten Gründe für Redundanz ist, dass beim Erstellen von neuen Ideen nicht auf bestehende oder bereits vorhandene Idee geachtet wird.

2.    Achte auf Detailgrad und Beschreibung

Schaut euch den Detailgrad der Anforderung an. Es kann dazu kommen, dass in frühen Phasen bereits Lösungsräume durch zu konkrete Beschreibungen eingeschränkt werden. Wird das “Was” oder bereits das “Wie” beschrieben? Und wie ausführlich ist die Beschreibung? Hier empfehlen wir, die Beschreibung so minimal wie nötig zu belassen. User Stories bieten sich häufig an, da Ihr Nutzen und Ihr Kontext in direkten Bezug  stehen. Alles was darüber hinausgeht, sollte auf Notwendigkeit geprüft werden.

3.    Entferne unnötige Funktionalität

Überprüft regelmäßig was wirklich an Funktionalität benötigt wird, um ein Problem oder eine Anforderung zu lösen. Alles was dem Produkt oder der Dienstleistung hinzugefügt wird, muss entwickelt, gekauft, produziert, verwaltet, gewartet und ggf. mit Ersatz geplant werden. Entfernt Funktionen, die der Kunden nicht braucht. “Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.” Behaltet das immer im Blick und beschäftigt euch mit den Wünschen Eurer Kunden. Hierzu können Personas helfen, die ihr visualisiert und aufhängt.

4.    Kombiniere Funktionalität

Anforderungsmanagement versucht, ein Optimum zwischen Regulatorischen-, Preislichen-, Technologischen sowie Kundenanforderungen zu finden, um nur einige zu nennen. 

Bei neuen Projekten müssen bestehende Anforderungen analysiert und gefiltert werden. Hierdurch können Anforderungen kombiniert und zusammengefasst werden. Wenn eine Anforderung nicht weggelassen werden kann, so muss sie nicht zwangsläufig eine eigene Funktionalität benötigen. Durch günstige Modifikation bestehender Funktionalität, können reduzierte Aufwände deutliche Einsparungen nach sich ziehen.

5.    Nutze nicht verwendete Funktionalität für anderes

Wenn es schwerfällt, unnötige Funktionalität zu entfernen oder wegzulassen, dann versucht sie andererseits zu nutzen. Als Beispiel kann ich diesen Blog Artikel anführen. Er wurde ursprünglich für ein Buch geschrieben und hat seinen Weg (noch) nicht in ein Buch gefunden. Der Inhalt wird nun als Blogbeitrag seinen Weg in ein anderes Medium, zu anderen Interessierten finden. So gelang es mir, mein “Darling” zu behalten und einen passenden Ort dafür zu finden. Bei Maschinen könnte es die Funktionalität der Logdaten Auswertung sein, die nicht im Gerät erforderlich ist, sondern in ein Servicetool verlagert werden kann.

6.    Nutze die Meinungen, Erfahrungen und das Wissen  Anderer

Die letzte Regel ist die wichtigste! Besprecht  euch  mit anderen und holt euch Feedback, so oft Ihr könnt.

„Bedenke, dass du nur ein Mensch bist!“ 

  • Die ständigen Worte des Sklaven zum Triumphator.

Fazit

Hinterfragt euer Tun ständig und wenn es sein muss, Kill your Darling!

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Thomas

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