„Für einen Hammer sieht alles aus wie ein Nagel“, oder die Suche nach dem Werkzeugkasten.
Das Cynefin Framework ist ein Wissensmanagement-tool mit dessen Hilfe Probleme, Situationen und Systeme beschrieben werden können. Es wurde 1999 zum ersten Mal vom Waliser David J. Snowden und seiner Kollegin Mary Boone beschrieben. Cynefin, dass “ku-ne-vi-en” ausgesprochen wird, ist ein walisisches Wort, das “Ort” oder “Lebensraum” bedeutet. In der vollständigen Übersetzung beschreibt es die multiplen Vergangenheiten, die alles und jeder unbewusst zeitgleich durchlebt; die z.B. kulturelle, akademische, geografische, religiöse, organisatorische. Diese Vergangenheiten bilden einen einmaligen Erfahrungsschatz, der unsere Interaktionen beeinflusst.
Es wird in Bereichen, wie der Produktentwicklung, Marketing und der Organisationsstrategie, verwendet.
Kategorisieren von Problemstellungen
Das Cynafin-Framework hilft, Probleme und Situationen richtig zu kategorisieren und angemessene Handlungsweisen abzuleiten. Jede Kategorie ist dabei in eine bestimmte Ursache-Wirkungs-Beziehung eingeteilt.
„Für einfache Systeme kann leicht beurteilt werden, was zu tun ist. Sie können mit einem Kontrollansatz gesteuert werden.
Komplizierte Systeme müssen analysiert werden, um einen geeigneten Ansatz zu finden. Hier müssen entsprechend kompliziertere Analysetechniken und Expertenteams eingesetzt werden.
Komplexe Systeme oder Situationen erfordern experimentelles und umsichtiges Vorgehen. Es sollte möglichst mit parallelen Versuchen gearbeitet werden, um Einsichten zu gewinnen und praktische Ansätze zu finden. Hier müssen die Bedingungen für Lernen geschaffen werden, aus dem sich dann neue praktische Erkenntnisse entwickeln.
Chaotische Systeme oder Situationen erfordern sofortiges Handeln, um das System in eines der anderen Felder zu bringen. Handeln in chaotischen Situationen erfordert viel Intuition und Erfahrung.
Die fünfte, innere Domäne im Cynefin-Modell ist die Unordnung, was bedeutet, dass wir (noch) nicht wissen, welcher der vier Hauptdomänen wir ein System oder Problem zuordnen können.“ (1)
Einige Kategorien, hier grau hinterlegt, eignen sich besonders für den Einsatz agiler Methoden. Die Grenzen sind fließend. Es lässt sich grundlegend sagen, dass sich agile Methoden sinnvoll einsetzen lassen, je unklarer Weg und Ziel sind.
Das Scrum Framework zählt zu den am weitesten verbreiteten Konzepten für die Realisierung von Veränderungen in komplexen Kontexten.
Tipp:
Komplizierte und Komplexe Situationen sind sich sehr ähnlich und schwer zu kategorisieren. Wenn man eine Entscheidung aufgrund von unvollständigen Daten getroffen werden müssen, sollte man sich für die komplexe Bewertungen entscheiden
Anwendung des Cynefin-Frameworks auf Projekte
In Abhängig vom Innovationsgrad können in Projekten einfache, komplizierte, komplexe und chaotische Systeme aufgeteilt werden. Die Aufgabe besteht darin, die Art der Kategorie zu erkennen, um auf geeignete Art und Weise steuern zu können. Der zur Projektsteuerung verwendete PDCA-Zyklus (Plan – Do – Check – Act, PDCA) fasst die vier empfohlenen Vorgehensweisen des Cynefin-Frameworks zusammen. Mit Kenntnis der Systemkategorien ist es möglich, Steuerungsprozesse zu vereinfachen. Z.B. können für einfache Systeme definierte Prozesse und Checklisten eingesetzt werden, die entsprechend delegiert werden können.
| Plan | Do | Check | Act |
einfache Systeme | beobachten |
| kategorisieren | reagieren |
komplizierte Systeme | beobachten |
| analysieren | reagieren |
komplexe Systeme |
| probieren | beobachten | reagieren |
chaotische Systeme |
| handeln | beobachten | reagieren |
VUCA und Komplexität
Akzeptiert man, dass wir heute in einer #VUCA Welt leben, versteht man, dass sich Aufgaben und Probleme in den Bereich der komplizierten und komplexen Kategorisierung verschieben. Dies ist der Ausgangspunkt für agile Transition von Projekten und deren Heimat, den Organisationen.
„Hier liegt der größte Nutzen des Cynefin-Modells: es fordert uns auf, uns zu orientieren und zu hinterfragen, ob unsere Ansätze für ein bestimmtes System oder eine gewisse Problemstellung geeignet sind. Es ermöglicht aus einer Situation Sinn zu machen und einen adäquaten Ansatz zu finden. Daraus ergibt sich die grundsätzliche Vorgehensweise nach dem Cynefin-Modell: beobachte und erfasse die Situation; treffe eine Entscheidung über die richtige Vorgehensweise; Handle. Die Anwendung des Cynefin-Modells führt zu einem besseren Umgang mit Systemen.“ (1)
Fazit
Große Veränderungsprozesse schlagen nicht fehl, weil die ausführliche Beschreibung zu Beginn, unzureichend war. Sie schlagen fehl, weil die falschen Methoden eingesetzt wurden.
Veränderungsprozesse sind komplexe Prozesse. Es sollte auf Methoden gesetzt werden, die auf Handlung, Transparenz, Erkenntnisgewinn und Adaption (#PDCA und agile Säulen) abzielen.
Dies gilt für Organisationen, wie für Projekte. In starren Umgebungen mit festen Anforderungen funktionieren agile Arbeitsweisen nur schwer. Ähnlich frustrierend ist die Erstellung detaillierter Projektpläne bei unklaren Anforderungen für eine Software-Agentur.
Die Wahl der Methode, hängt somit immer von der Eigenart des Projekts sowie dessen Umgebung ab. Das Cynafin Framework hilft einem bei der Suche dem richtigen Lösungsansatz.
(1) Quelle: Paul Bayer, http://www.wandelweb.de/blog/?p=962